Reimann

Reimann
Reimann,
 
1) Andreas, Lyriker, * Leipzig 11. 11. 1945; Essayist, Zeichner, Chansontexter; Enkel von 4). Begann früh zu schreiben und künstlerisch zu arbeiten; 1965-66 Studium am Leipziger Literaturinstitut »J. R. Becher«, Exmatrikulation wegen Ablehnung der Kulturpolitik der SED, 1968-70 aus politischen Gründen in Haft; Fortsetzung der literarischen Arbeit unter schwierigsten Bedingungen. Reimanns meist formstrenge Lyrik (»Das Sonettarium. 1975 bis 1995«, 1995) schöpft ihre Metaphern und überraschenden Bilder sowohl aus klassischer Überlieferung als auch aus kulturkritischen Intentionen. Reimann schreibt auch Chansons, Kinderbücher, dichtet internationale Lyrik nach und illustriert seine Texte selbst.
 
Weitere Werke: Lyrik: Die Weisheit des Fleischs (1975); Das ganze halbe Leben (1979); Vom haltbaren Jonas. Lieder und Balladen und eine CD (1999).
 
Kinderbücher: Kleine Tiere essen gern (1974).
 
 2) Aribert, Komponist und Pianist, * Berlin 4. 3. 1936; studierte u. a. bei B. Blacher und E. Pepping und trat seit 1957 als Pianist auf (u. a. als Liedbegleiter mit D. Fischer-Dieskau, Elisabeth Grümmer, E. Haefliger). 1983 wurde er Professor für zeitgenössisches Lied an der Hochschule der Künste in Berlin. Reimann ging von den Werken des späten A. Webern mit ihrer Komprimierung des Ausdrucks aus. Charakteristisch für seine Tonsprache sind (neben einer aus der Form des Liedes erwachsenen Melodik) eine subtile Gestaltung der Klangfarbe, eine rhythmische Vielfalt und eine expressive Grundhaltung bei Verwendung sowohl traditioneller als auch moderner Techniken.
 
Werke: Opern: Ein Traumspiel (1965; nach A. Strindberg); Melusine (1971; nach Y. Goll); Lear (1978; nach W. Shakespeare); Die Gespenstersonate (1984; nach Strindberg); Troades (1986; nach den »Troerinnen« des Euripides von F. Werfel); Das Schloß (1992; nach dem Roman von F. Kafka und der Dramatisierung von M. Brod); Bernarda Albas Haus (2000; nach dem Drama von F. García Lorca).
 
Ballette: Die Vogelscheuchen (1970; nach G. Grass); Chacun sa chimère (1982; nach C. Baudelaire).
 
Orchesterwerke: 2 Klavierkonzerte (1961, 1972); 7 Fragmente (1988); 9 Stücke für Orchester (1994).
 
Vokalwerke: Hölderlin-Fragmente (1963; für Sopran und Orchester); Requiem (1982; für Soli, Chor und Orchester); Ein apokalyptisches Fragment (1987; für Mezzosopran, Klavier und Orchester); Shine and dark (1991; für Bariton und Klavier); Nightpiece (1992; für Sopran und Klavier).
 
 
A. R.s »Lear«, Weg einer neuen Oper, hg. v. Klaus Schultz (1984).
 
 3) Brigitte, Schriftstellerin, * Burg bei Magdeburg 21. 7. 1933, ✝ Berlin (Ost) 20. 2. 1973; lebte 1960-68 in Hoyerswerda, wo sie engen Kontakt zum Braunkohlenkombinat Schwarze Pumpe hatte. Reimanns Kurzroman »Ankunft im Alltag« (1961) ist ein Versuch, die Wirklichkeit der DDR aus der Sicht junger Menschen zu erfassen, ähnlich auch die Erzählung »Die Geschwister« (1963), die sich mit der deutschen Teilung auseinander setzt. Ihr Hauptwerk, der unvollendet gebliebene Roman »Franziska Linkerhand« (herausgegeben 1974), an dem sie seit 1963 arbeitete, schildert den Kampf einer Architektin um ihre Ideen von einer menschlichen Wohnumwelt gegen die Planungsbürokratie. Reimann schrieb auch Hörspiele und Reportagen. Ihre Briefe, v. a. aber die (von Reimann nicht zur Veröffentlichung bestimmten) Tagebücher vermitteln das berührende Bild der leidenschaftlich um Wahrheit bemühten Schriftstellerin und lebenshungrigen jungen Frau, gleichzeitig geben sie einen authentischen Einblick in den Literaturbetrieb der DDR.
 
Ausgaben: Die geliebte, die verfluchte Hoffnung. Tagebücher und Briefe 1948-1973 (Neuausgabe 1984); Christa Wolf und B. Reimann. Sei gegrüßt und lebe. Eine Freundschaft in Briefen, herausgegeben von A. Drescher (Neuausgabe 1995); Ich bedaure nichts. Tagebücher 1955-1963, herausgegeben von demselben (1997); Alles schmeckt nach Abschied. Tagebücher 1964-1970, herausgegeben von demselben (1998).
 
 4) Hans, Pseudonyme Artur Sụ̈nder, Hanns Heinz Vampir, Max Bụnge u. a., Schriftsteller, * Leipzig 18. 11. 1889, ✝ Schmalenbeck (heute zu Großhansdorf, Kreis Stormarn) 13. 6. 1969; war Herausgeber der satirischen Zeitschriften »Der Drache« (1919-25) und »Das Stachelschwein« (1924-29), Mitarbeiter der »Weltbühne«, ab 1952 Verfasser und Herausgeber des literaturkritischen Almanachs »Literazzia«; auch Kabarettist und Schauspieler. Bekannt wurde er mit den »Sächsischen Miniaturen« (5 Bände, 1921-31), in denen er in Leipziger Mundart Geschichten über seine Landsleute erzählt (besonders populär die Anekdoten über König Friedrich August III. in »Dr Geenij«, 1923). Aus seinem umfangreichen, vielseitigen Werk (Romane, Drehbücher, Reisebeschreibungen, Sprachglossen, Lyrik) sind außerdem hervorzuheben die brillanten Literaturparodien (u. a. auf E. Wallace, H. H. Ewers und Hedwig Courths-Mahler) sowie die Bühnenfassung zu J. Hašeks »Schwejk« (1927, mit M. Brod). Reimann ist auch Hauptautor des Erfolgsromans »Die Feuerzangenbowle«, den Mitautor H. Spoerl 1933 aus politischen Gründen nur unter seinem Namen veröffentlichte.
 
Weitere Werke: Vergnügliches Handbuch der deutschen Sprache (1931); Mein blaues Wunder. Lebensmosaik eines Humoristen (1959).
 
 5) Horst, Soziologe und Kommunikationswissenschaftler, * Halle (Saale) 29. 1. 1929, ✝ Augsburg 4. 10. 1994; war seit 1970 Professor an der Universität Augsburg. Reimann verband in seinem wissenschaftlichen Werk Einflüsse der Kultursoziologie Alfred Webers und der ethnologischen Kulturanalyse W. E. Mühlmanns mit eigenen kommunikationstheoretischen Ansätzen zu einer Kommunikations- und Kultursoziologie.
 
Werke: Kommunikations-Systeme (1968); Siziliens kleines Volkstheater: Opera dei pupi (1981).
 
Herausgeber: Soziale Probleme, 7 Bände (1974-77, mit Helga Reimann); Soziologie und Ethnologie (1986); Transkulturelle Kommunikation und Weltgesellschaft (1992); Probleme moderner Gesellschaften (1994, mit Hans-Peter Müller).

Universal-Lexikon. 2012.

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